Dr.-Ing. Hubert Zitt

"Mein Name ist Zitt,

Hubert Zitt

ich habe die Lizenz zum Löten."

Leseprobe - ISDN und DSL für PC und Telefon, Kapitel 9

ISDN und DSL für PC und Telefon

Buchvorstellung

Einleitung 

Inhaltsverzeichnis 

Leseproben

9 ISDN-Basisanschluss und NTBA

9.1 Bereitstellung eines ISDN-Anschlusses
9.2 Plug&Play-Installation
9.3 Klemmeninstallation und Anschlussfeld des NTBAs
9.4 Notbetrieb (bei Stromausfall)
9.5 Energiebetrachtungen
9.6 Energieversorgung der ISDN-Telefone
9.7 Zuständigkeit bei Störungen

In diesem Kapitel wird die Bereitstellung eines ISDN-Basisanschlusses erläutert. Außerdem wird gezeigt, wie der NTBA installiert wird und es werden ein paar technische Details des NTBAs beschrieben. Installationstechniken zur Erweiterung eines ISDN-Anschlusses folgen dann in Kapitel 10.

9.1 Bereitstellung eines ISDN-Anschlusses

„Wenn man kranke Kühe isst, kriegt man ISDN.“ Nun, offensichtlich hat das Kind, das diesen Satz gesagt hat, hier etwas verwechselt. Schauen wir uns einmal an, wie sich die Sache mit ISDN aus der Sicht eines Erwachsenen darstellt.

Für den ISDN-Basisanschluss wird, wie bereits mehrfach erwähnt, die Zweidraht-Infrastrukur des bestehenden Telefonnetzes genutzt. Für eine Umrüstung von einem analogen Anschluss auf ISDN bedeutet dies, dass die beiden Adern des bisherigen Anschlusses verwendet werden können. Es gibt also keinen Dreck, weil eventuell neue oder zusätzliche Leitungen verlegt werden müssten.

Nur falls es sich um eine neue Wohnung oder ein neues Haus handelt, ist es erforderlich, dass ein Techniker der Telekom vor Ort Installationen durchführt. Dieser installiert dann den APL und eventuell eine TAE-Dose mit PPA (siehe Kapitel 4). Natürlich kann man sich bei bereits vorhandenen Leitungen einen ISDN-Anschluss auch von einem Monteur installieren lassen, aber wenn Sie das vorhätten, würden Sie ja nicht dieses Buch lesen.

Früher wurde ein ISDN-Anschluss übrigens stets von einem Mitarbeiter der Telekom installiert. Die Installationen vor Ort waren im Preis für die Bereitstellung des Anschlusses enthalten. Seit dem 2. Mai 1996 ist dies nicht mehr so. Im Preis für einen ISDN-Anschluss sind heute nur noch der NTBA und die entsprechenden Arbeiten in der Vermittlungsstelle enthalten. Weitere Arbeiten beim Teilnehmer werden nach Aufwand berechnet.

Einen ISDN-Anschluss beantragen Sie im T Punkt oder über eine Telekommunikationsfirma. Vor der Antragsstellung sollten Sie sich bereits über einige Dinge Gedanken gemacht haben, z.B.:

  • Was wollen Sie mit ISDN tun? Falls es Ihnen vorwiegend um einen Internetzugang geht, sollten Sie sich zunächst über DSL informieren. Internet über ISDN ist „out“.
  • Welches Tarifmodell kommt für Sie infrage? Hierzu müssen Sie bereits wissen, ob Sie auch DSL haben wollen, denn die beiden Produkte ISDN und DSL werden auch als „Paket“ angeboten.
  • Wie viele Rufnummern (MSN) benötigen Sie? Sind drei MSN wirklich ausreichend? Da man ohne Mehrkosten bis zu zehn MSN bekommen kann, bietet es sich an, für jede Person, die den Anschluss benutzt, eine Rufnummer zu beantragen. Hinzu kommen eventuell noch Rufnummern für bestimmte Endgeräte (z.B. Faxgerät oder Tk-Anlage). Zwar können Sie nachträglich jederzeit noch weitere MSN beantragen, aber wenn Sie die Nummern zusammen beantragen, haben Sie gute Chancen, dass diese aufeinander folgend sind. Außerdem müssen Sie bei nachträglicher Beantragung ein Bereitstellungsentgelt zahlen.

Zurück zum ISDN-Anschluss. Den NTBA bekommen Sie im T Punkt gleich mit oder Sie holen ihn sich dort ab oder er wird Ihnen zugeschickt. In Abbildung 9.1 wird ein NTBA von der Firma Siemens gezeigt. Es gibt aber auch noch andere Firmen, die NTBAs herstellen und deshalb kann es sein, dass Ihr NTBA etwas anders aussieht, als der, den ich hier vorstelle.

Einige Zeit nach der Antragstellung werden Sie schriftlich benachrichtigt, dass Ihr ISDN-Anschluss zu einem bestimmten Termin geschaltet wird. Technisch gesprochen wird dann auf die Leitung zu Ihrem Anschluss das EURO-ISDN-Protokoll DSS1 aufgeschaltet. Von diesem Zeitpunkt an darf nur noch der NTBA (und auch nur ein NTBA) direkt an den Leitungen angeschlossen sein, die zur Vermittlungsstelle führen. Alle anderen Geräte dürfen nur noch nach dem NTBA betrieben werden.

Hinweis zur Inbetriebnahme eines ISDN-Anschlusses

Achten Sie darauf, dass Sie an dem Tag, an dem Ihr ISDN-Anschluss geschaltet wird, schon die geeignete Hardware (ISDN-Telefon, ISDN-Telefonanlage oder Analog-Adapter) besitzen. Analoge Apparate können nicht direkt an der S0-Schnittstelle betrieben werden und somit können Sie nach der Umstellung auf ISDN ohne entsprechende Geräte nicht mehr telefonieren.

Noch ein Hinweis, der Sie aber nicht abschrecken sollte: Es ist nun einmal so, dass in der Elektronik, am PC und beim Programmieren immer alles länger dauert, als man denkt. ISDN ist dabei keine Ausnahme.

Hinweis des Autors

Nehmen Sie sich am besten für den Tag der Umstellung auf ISDN sonst nichts vor! J

9.2 Plug&Play-Installation

Im Gegensatz zur Klemmenmontage werden bei der Plug&Play-Installation die Geräte nur mit Anschlussleitungen miteinander verbunden.

Für die folgenden Erläuterungen gehen wir einmal davon aus, dass in einer Wohnung bereits ein analoger Anschluss existiert und dieser nun auf ISDN umgestellt werden soll.

Der Termin für die Umstellung Ihres Anschlusses auf ISDN wird Ihnen, wie bereits erwähnt, schriftlich mitgeteilt. Manche Techniker rufen an, bevor sie in der Vermittlungsstelle das ISDN-Protokoll aufschalten. Es kann Ihnen aber auch passieren, dass irgendwann Ihr analoges Telefon nicht mehr funktioniert. Das ist natürlich auch eine Methode, den Kunden wissen zu lassen, dass sein Anschluss nun umgestellt ist. Zunächst müssen dann alle analogen Geräte vom Telefonnetz entfernt werden. Danach wird der NTBA an eine TAE-Dose angeschlossen.

Am NTBA selbst stehen zwei S0 Schnittstellen zur Verfügung, an die man ISDN-Geräte (ISDN-Telefone, ISDN-PC-Karten, ISDN-Telefonanlagen usw.) anschließen kann. Die Anzahl der S0 Schnittstellen kann bei einem Mehrgeräteanschluss bis auf zwölf erhöht werden (siehe Kapitel 10). Falls es sich um einen Anlagenanschluss handelt, kann nur ein Gerät, nämlich eine ISDN-Telefonanlage, angeschlossen werden. In Abbildung 9.2 wird eine typische Plu&Play-Installation für einen Mehrgeräteanschluss gezeigt.

In der ersten TAE-Dose (siehe Abbildung 9.2) ist ein PPA angeschlossen, der beim analogen Anschluss zu Prüfzwecken dient (siehe Kapitel 4). Dieser wird bei ISDN zwar nicht benötigt, er stört aber auch nicht. Sobald der NTBA angeschlossen ist, kann dieser von der Vermittlungsstelle aus mit entsprechenden Steuerbefehlen so eingestellt werden, dass ein Durchmessen der Leitung auch ohne PPA möglich ist. Dabei werden von der Vermittlungsstelle Prüfdaten gesendet, welche vom NTBA wieder zurückgesendet werden. So können die Übertragungseigenschaften der B Kanäle und des D Kanals geprüft werden, ohne dass der Teilnehmer etwas davon merkt.

NTBA montieren

Wie bei jedem elektronischen Gerät, darf auch ein NTBA nur dort montiert werden, wo die entsprechenden Umgebungsbedingungen herrschen. Für einen NTBA heißt dies:

  • Das Gerät darf keiner direkten Sonneneinstrahlung ausgesetzt werden.
  • Das Gerät muss vor Nässe geschützt sein.
  • Die Umgebungstemperatur darf zwischen 0°C und +40°C liegen.

Da der NTBA häufig in der Nähe von TAE-Dosen montiert wird, besteht leicht die Gefahr, beim Bohren eine Telefonleitung (oder schlimmer noch, eine Stromleitung oder eine Wasserleitung) zu treffen. Erst recht, wenn Sie nicht wissen, ob die Leitungen senkrecht oder waagerecht verlaufen, sollten Sie dies mit einem entsprechenden Prüfgerät nachmessen. Aus Erfahrung kann ich Ihnen sagen, dass es mit sehr viel Aufwand verbunden ist, wenn man beim Bohren ein Leitung verletzt.

NTBA mit dem Telefonnetz verbinden

Der NTBA kann in eine beliebige Dose der TAE-Anlage, die zuvor für den analogen Anschluss verwendet wurde, eingesteckt werden. Hierzu wird eine spezielle Anschlussleitung mitgeliefert. An dieser befindet sich auf der einen Seite ein spezieller TAE F-Stecker und auf der anderen Seite ein spezieller 6-poliger Western-Stecker. Der TAE F-Stecker ist absichtlich breiter als ein normaler TAE-Stecker, um zu verhindern, dass an der gleichen Dose weitere Geräte angeschlossen werden können. Durch den breiten TAE F-Stecker kann natürlich nicht verhindert werden, dass an einer anderen TAE-Dose Geräte eingesteckt sind oder eingesteckt werden. Nochmals: Außer dem NTBA dürfen keine weiteren Geräte an der TAE-Anlage angeschlossen sein! Und schon gar nicht darf ein zweiter NTBA angeschlossen werden. Zwischen Vermittlungsstelle und NTBA besteht eine so genannte Punkt-zu-Punkt-Verbindung, bei der lediglich zwei Komponenten miteinander verbunden sein dürfen.

Der 6-polige Western-Stecker an der NTBA-Anschlussleitung unterscheidet sich sowohl äußerlich als auch in der Kontaktbelegung von „normalen“ Western-Steckern. Die Spange zur Befestigung des Steckers in der Buchse ist bei dieser Ausführung auf der Seite und nicht, wie üblich, in der Mitte angebracht (siehe UK0 Schnittstelle des NTBA in Abbildung 9.2). Dies soll verhindern, dass für den NTBA eine andere als die dafür vorgesehene Anschlussleitung verwendet wird. Die NTBA-Anschlussleitung ist etwa ein Meter lang und darf nicht verlängert werden. Die Anschlussbelegung wird in Abbildung 9.3 gezeigt. Möglicherweise kann bei anderen Fabrikaten auch Kontakt 1 des TAE-Steckers mit Kontakt 1 des Western-Steckers verbunden sein und Kontakt 2 des TAE-Steckers mit Kontakt 6 des Western-Steckers. Eine a/b Vertauschung ist hier unbedenklich.

Sobald der NTBA mit dem Telefonnetz verbunden ist, leuchtet, zumindest bei dem Modell der Firma Siemens, eine LED (siehe Abbildung 9.1 etwa in der Mitte), um die Betriebsbereitschaft der UK0 Schnittstelle anzuzeigen. Bei Modellen anderer Firmen wird durch eine leuchtende LED angezeigt, dass der NTBA mit dem Energieversorgungsnetz verbunden ist. Diese Status-LED kann also, je nach Hersteller und Typ des NTBAs, verschiedene Bedeutungen haben.

ISDN-Geräte mit dem NTBA verbinden

An den S0-Schnittstellen des NTBAs können zwei ISDN-Geräte angeschlossen werden. Entsprechende Anschlussleitungen gehören in der Regel zum Lieferumfang eines ISDN-Geräts. An einer ISDN-Geräteanschlussleitung befinden sich auf beiden Seiten 8-polige Western-Stecker (RJ 45-Stecker). Die Anschlussleitungen sind für alle ISDN-Geräte gleich. Es sind mindestens die mittleren vier Kontakte belegt und die Verdrahtung ist „geradeaus“, also Kontakt 3 des einen Steckers ist mit Kontakt 3 des anderen Steckers verbunden usw. (siehe Abbildung 9.4). Auf eine nähere Beschreibung einer ISDN-Geräteanschlussleitung kann also verzichtet werden.

NTBA mit dem Energieversorgungsnetz verbinden?

Wie aus Abbildung 9.2 zu erkennen ist, besitzt ein NTBA auch einen Stecker zum Anschluss an das 230 V-Energieversorgungsnetz. Das Einstecken des 230 V-Netzsteckers ist aber nur dann nötig, wenn Geräte an der S0 Schnittstelle betrieben werden, die keine eigene Energieversorgung haben. Wenn also ein ISDN-Telefon (ohne Steckernetzteil) angeschlossen ist, benötigt der NTBA eine Spannungsversorgung. Eine ISDN-Telefonanlage, die einen eigenen Stromanschluss hat, funktioniert auch ohne dass der NTBA am 230 V Netz angeschlossen ist.

Hinweis zur Spannungsversorgung des NTBA

Sobald ein ISDN-Gerät ohne eigenen Stromanschluss an einer S0 Schnittstelle angeschlossen wird, muss der 230 V-Netzstecker des NTBAs eingesteckt werden. Der NTBA kann maximal vier Geräte mit Energie versorgen, d.h., es können maximal vier Geräte ohne eigene Spannungsversorgung an einem S0 Bus betrieben werden.

Wenn es nicht erforderlich ist, den NTBA an das Energieversorgungsnetz anzuschließen, sollte man es auch nicht tun. Auf diese Weise spart man Energie und wahrscheinlich wirkt sich dies auch positiv auf die Lebensdauer des NTBAs aus.

Plug&Play gilt nur für die Hardware

Nachdem nun alle Komponenten angeschlossen sind, wäre man bei einem analogen Telefonanschluss fertig. Dies gilt jedoch nicht für einen ISDN-Anschluss. Hier müssen die Geräte noch entsprechend programmiert werden. Zwar kann man mit einem nicht programmierten Telefon in der Regel telefonieren und auch angerufen werden, aber einige Leistungsmerkmale des ISDN können nur mit einem richtig programmierten Gerät genutzt werden.

Während ein „jungfräuliches“ ISDN-Telefon in der Regel bei allen ankommenden Anrufen läutet, wird ein bereits programmiertes Gerät einen Anruf nur dann signalisieren, wenn die einprogrammierte MSN gewählt wurde. Sie können sich also nicht einfach das ISDN-Telefon Ihres Nachbarn ausleihen und ohne dies umzuprogrammieren an Ihrem ISDN-Anschluss betreiben. Sie können damit zwar anrufen, aber das Telefon wird nicht läuten, wenn Sie angerufen werden. Das Programmieren von ISDN-Geräten wird in den Kapiteln 12 bis 14 beschrieben.

9.3 Klemmeninstallation und Anschlussfeld des NTBAs

Ich sage immer: Die Plug&Play-Installation ist etwas für eine Zweizimmerwohnung. Wenn Sie ein Haus haben oder eine größere Wohnung, in der nicht alle Kommunikationsgeräte in einem Raum stehen, ist eine Klemmeninstallation sicherlich sinnvoller. Richtig deutlich wird dies allerdings erst bei der Installation eines S0 Busses (siehe Kapitel 10) oder einer Tk Anlage (siehe Kapitel 14).

Schauen wir uns für die Klemmeninstallation eines NTBAs zunächst das Anschlussfeld des Geräts in einer Fotografie an (siehe Abbildung 9.5). Für weitere Erläuterungen wird in Abbildung 9.6 der NTBA mit Anschlussbuchsen, Anschlussklemmen und Schaltern nochmals schematisch gezeigt.

Neben den Anschlussbuchsen (UK0, S0 und 230 V) sind nach dem Öffnen der Abdeckung des Anschlussfeldes zwei Klemmleisten für UK0 und S0 sowie eine Schalterleiste mit den Beschriftungen S1, S2 und S3 zu sehen. Die Anschlussklemmen mit den Bezeichnungen a und b können alternativ zu einer TAE-NTBA-Anschlussleitung verwendet werden. In Abbildung 9.7 wird gezeigt, wie der NTBA an einer Klemmleiste einer TAE-Dose angeschlossen werden kann.

Falls keine TAE-Dosen installiert sind, kann der NTBA auch direkt am APL (siehe Kapitel 4) angeschlossen werden (siehe Abbildung 9.8). Bei dieser Variante fehlt der PPA. Aber wie bereits erwähnt, wird ein PPA bei einem ISDN-Anschluss nicht benötigt, weil die Leitung auch ohne PPA geprüft werden kann.

Ich möchte an dieser Stelle nicht unerwähnt lassen, dass der APL für Installationen, die selbst durchgeführt werden, (eigentlich) tabu ist.

Die Klemmen mit den Bezeichnungen a1, b1, a2 und b2 (siehe Abbildung 9.8) dienen zur Installation eines S0 Busses (siehe Kapitel 10). Die S0 Klemmleiste und die beiden S0 Anschlussbuchsen sind intern einfach parallel geschaltet (siehe Abbildung 9.9).

Beim 4-adrigen S0 Bus dient eine Doppelader zur Übermittlung der Daten vom NTBA zum ISDN-Gerät und die andere für die entgegengesetzte Richtung. Der NTBA sendet über die Adern mit den Bezeichnungen a1 und b1. Diese beiden Signale liegen auf den mittleren Kontakten der S0 Anschlussbuchsen (siehe Abbildung 9.9). Über die Adern a2 und b2 empfängt der NTBA die Daten der angeschlossenen ISDN-Geräte.

Die S0 Klemmleiste kann durch die vier Schalter, die mit S1 gekennzeichnet sind, abgeschaltet werden (siehe Abbildung 9.9). Im Auslieferungszustand ist die Klemmleiste, zumindest bei dem Gerät der Firma Siemens, eingeschaltet (siehe Beschriftungsfeld in Abbildung 9.5). Ich habe aber auch schon NTBAs gesehen, bei denen man zur Verwendung der S0 Klemmleiste diese zunächst einschalten musste.

Die beiden Schalter, die mit S2 gekennzeichnet sind, dienen zum Abschalten der Abschlusswiderstände im NTBA. Im Fachjargon wird für einen Abschlusswiderstand die Abkürzung TR (Termination Resistor) verwendet. Jeder der beiden Abschlusswiderstände hat einen Wert von 100 Ω (siehe Abbildung 9.5). Auf die Bedeutung der Abschlusswiderstände werde ich in Kapitel 10 noch genauer eingehen.

Der Schalter S3 dient zum Umschalten der Installationsvarianten des S0 Busses. Im Auslieferungszustand ist der NTBA für den so genannten kurzen passiven Bus eingestellt (siehe Abbildung 9.5). Auch hierzu erfahren Sie in Kapitel 10 mehr.

Der NTBA ist im Auslieferungszustand so eingestellt, dass man für Standardinstallationen an den Schaltern nichts ändern muss. Deshalb sollten Sie es auch nicht tun. J

Ich weise im Zusammenhang mit den Bezeichnungen am Anschlussfeld des NTBAs ausdrücklich darauf hin, dass die Anschlussklemmen je nach Hersteller und Ausführung unterschiedlich belegt sein können. Auch die Bedeutungen der Schalter S1 bis S3 kann variieren. Achten Sie deshalb primär auf die Bezeichnungen des jeweiligen Geräts.

9.4 Notbetrieb (bei Stromausfall)

Wie bereits erwähnt, braucht der NTBA selbst keine eigene Energieversorgung, er bezieht seine Energie von der Vermittlungsstelle (TVSt). Der Netzstecker wird nur zur Spannungsversorgung der angeschlossenen ISDN-Telefone benötigt.

Diese Aussage ist für den Betrieb bei Stromausfall von Bedeutung, denn dies bedeutet, dass der NTBA auch bei Stromausfall funktioniert, vorausgesetzt, die Vermittlungsstelle funktioniert noch. Davon kann man aber ausgehen, denn die TVSt ist selbstverständlich mit einer Notstromversorgung ausgerüstet.

ISDN-Geräte benötigen auf jeden Fall eine Spannungsversorgung. Hier stellt sich also die Frage: Was passiert bei einem Stromausfall? Nun, es passiert genau das, was man erwartet: Die Geräte funktionieren nicht. Für Telefonanlagen ist das nichts Neues, diese funktionieren bei einem analogen Anschluss auch nicht. Bei analogen Telefonanlagen funktioniert bei Stromausfall aber meistens noch das Gerät, das an der ersten Nebenstelle angeschlossen ist, und zwar so, als hätte man gar keine Telefonanlage. Beim Abheben des Hörers hört man dann am Telefon der ersten Nebenstelle sofort den Wählton der Vermittlungsstelle und bei einem ankommenden Gespräch klingelt dieses Telefon als einziges. Die Telefonanlage schaltet bei Stromausfall die erste Nebenstelle einfach auf den Amtsanschluss. Bei ISDN-Telefonanlagen (Tk Anlagen), die ja häufig analoge Nebenstellen haben, macht so etwas keinen Sinn. Man würde ein analoges Gerät auf einen digitalen Anschluss schalten. Bei Stromausfall ist der Betrieb von ISDN-Tk Anlagen deshalb nur mit einer zusätzlichen Notstromversorgung (für die Tk-Anlage) möglich.

ISDN ist eine Entwicklung der letzten Jahre. Es wäre ja eine Schande, wenn die Entwickler dieser Technik nicht die Möglichkeit eines Notbetriebs geschaffen hätten. Allerdings ist es ohne zusätzliche Energieversorgung nur möglich, mit einem dafür vorgesehen ISDN-Telefon zu telefonieren. Bei Stromausfall übernimmt dann die Vermittlungsstelle die Energieversorgung für diesen Apparat. Alle Zusatzeinrichtungen (ISDN-PC Karte, ISDN-Tk-Anlage usw.) sind nicht notbetriebsberechtigt.

An einem notbetriebstauglichen ISDN-Telefon befindet sich ein Schalter, über den man das Gerät für den Notbetrieb konfigurieren kann. Wo sich dieser Schalter befindet (falls es einen gibt, denn nicht alle ISDN-Telefone sind für einen Notbetrieb konzipiert), können Sie der Bedienungsanleitung zum jeweiligen Telefon entnehmen. Wenn mehrere ISDN-Telefone am S0 Bus angeschlossen sind, darf nur ein Gerät für den Notbetrieb konfiguriert werden, andernfalls funktioniert bei Stromausfall überhaupt kein Telefon. Dabei hat der notbetriebsberechtigte Apparat bei Normalbetrieb volle Funktionalität.

Im Notbetrieb ist das Display des Telefons in der Regel ausgeschaltet und die Ruflautstärke ist auf leise gestellt. Außerdem ist bei manchen Telefonen die Wahlvorbereitung im Notbetrieb nicht möglich. Man muss also, wie früher, zuerst den Hörer abheben und kann dann erst wählen. Weiterhin sind bei Stromausfall nicht alle ISDN-Leistungsmerkmale verfügbar. Bis auf diese Kleinigkeiten ist das Telefonieren bei Stromausfall aber möglich.

Ich fasse nochmals zusammen: Um bei einem Ausfall der Energieversorgung telefonieren zu können, benötigt man ein notbetriebstaugliches ISDN-Telefon, das, zumindest für die Zeitdauer des Stromausfalls, direkt am NTBA (also nicht an einer Tk-Anlage) betrieben werden muss. Nicht jedes ISDN-Telefon ist notbetriebstauglich. Falls am NTBA mehrere Telefone angeschlossen sind, darf nur eines davon für den Notbetrieb konfiguriert werden. Dieses ist dann das notbetriebsberechtigte Telefon.

Sie können die Funktionalität eines notbetriebsberechtigten Apparats (auch wenn kein Stromausfall ist) ganz einfach testen. Schließen Sie das notbetriebsberechtigte Telefon an den NTBA an und ziehen den 230 V-Netzstecker des NTBAs raus. Telefone, die z.B. an einer Tk-Anlage angeschlossen sind, sollten immer noch funktionieren, weil diese ja ihre Energieversorgung aus der Tk-Anlage beziehen. Das Telefon am NTBA sollte aber auch funktionieren, auch wenn dies zunächst nicht so aussieht, weil das Display ausgeschaltet ist. Sie sollten an dem Apparat trotzdem einen Wählton hören, wenn Sie den Hörer abheben. Und natürlich können Sie mit dem Apparat auch anrufen und angerufen werden. Wenn Sie beim Abheben des Hörers kurz etwas hören und sich das Telefon dann abschaltet, ist dies ein Indiz dafür, dass vermutlich mehrere angeschlossene Telefone für den Notbetrieb konfiguriert sind oder dass ein anderes angeschlossenes Gerät (z.B. ein S0 Bus-Testgerät) Energie benötigt. Entfernen Sie in diesem Fall alle Geräte vom S0 Bus. Der Überlastschutz für die S0 Schnittstelle wird dadurch zurückgesetzt und das notbetriebsberechtigte Telefon sollte (wieder) funktionieren.

Apropos Telefonieren bei Stromausfall: Dies sollte man eigentlich vermeiden. Das hat jetzt nichts mit ISDN zu tun. Bei einem Stromausfall wird das gesamte Telefonnetz mit Notstromaggregaten oder Batterien versorgt. Die Kapazität dieser Geräte ist natürlich begrenzt. Da bei Stromausfall auch ein erhöhtes Unfallrisiko besteht, sollte man in dieser Situation das Telefonnetz für wichtige Telefonate freihalten. Vermeiden Sie bei Stromausfall also im Hinblick auf Notfälle Telefongespräche, die nicht wichtig sind.

9.5 Energiebetrachtungen

Betriebsarten des NTBAs

Bei einem NTBA gibt es mehrere Betriebszustände: Zum Ersten muss hier zwischen dem Normalbetrieb und dem Notbetrieb unterschieden werden. Beim Normalbetrieb ist der Netzstecker des NTBAs eingesteckt und die angeschlossenen ISDN-Telefone werden über den NTBA mit Energie versorgt. Im Notbetrieb wird das notbetriebsberechtigte Telefon von der Vermittlungsstelle mit Energie versorgt.

Weiterhin muss man zwischen dem aktiven Zustand (Power-up-Mode) und dem Ruhezustand (Power-down-Mode) des NTBAs unterscheiden. Ruhezustand bedeutet, dass kein ISDN-Gerät aktiv ist. Der NTBA ist dann im „Sleep-Mode“ und wartet darauf, geweckt zu werden. Dies geschieht, sobald Aktivitäten auf der S0 Schnittstelle oder auf der UK0 Schnittstelle erkannt werden.

Leistungsaufnahme des NTBAs und der ISDN-Telefone

ISDN-Telefone dürfen bei Notbetrieb maximal 450 mW Leistung aufnehmen und bei Normalbetrieb maximal ein Watt. Telefone, die mehr als ein Watt benötigen, besitzen eine eigene Energieversorgung.

Der NTBA nimmt im aktiven Zustand, also während über den Anschluss kommuniziert wird, von der TVSt ca. 450 mW Leistung auf. Für den Notbetrieb bedeutet dies, dass die Vermittlungsstelle ca. 900 mW liefern muss, um den NTBA und das notbetriebsberechtigte Telefon zu versorgen. Im Ruhezustand benötigt ein NTBA nur ca. 50 mW Leistung.

Wird der NTBA mit dem Energieversorgungsnetz verbunden, liefert er für die an den S0 Schnittstellen angeschlossenen Apparate eine Leistung von ca. 4,5 W. Damit können, wie bereits erwähnt, maximal vier Telefone ohne eigene Energieversorgung betrieben werden. ISDN-Telefone sind (abgesehen von Test- und Messgeräten) die einzigen ISDN-Geräte, die eventuell keine eigene Energieversorgung haben. Alle anderen ISDN-Geräte dürfen ihre Energie nicht aus dem S0 Bus beziehen.

9.6 Energieversorgung der ISDN-Telefone

An dieser Stelle möchte ich ein paar technische Details zur Energieversorgung der ISDN-Telefone erläutern. Falls Ihnen die Beschreibungen zu technisch erscheinen, können Sie diesen Abschnitt auch überspringen.

Zur Versorgung der ISDN-Telefone wird das Prinzip der Phantomspeisung angewandt. Dabei wird den Signalen auf den Sende- und Empfangsadern eine Gleichspannung überlagert. Dies geschieht über Mittelanzapfungen an den S0 Schnittstellen-Übertragern. In Abbildung 9.10 wird das Prinzip der Phantomspeisung gezeigt.

In Abbildung 9.10 ist der NTBA im Normalbetrieb dargestellt. In diesen Zustand wird automatisch geschaltet, wenn man den 230 V-Netzstecker in die Steckdose steckt. Das positive Potenzial der Phantomspannung liegt im Normalbetrieb auf der Doppelader DA2, also – aus der Sicht des NTBAs betrachtet – auf den Empfangsadern. Auf DA1 liegt das negative Potenzial der Phantomspannung. Die Spannung von 40 V kann mit einem Voltmeter gemessen werden (mehr dazu in Kapitel 10).

In den ISDN-Telefonen wird die Phantomspannung auf die gleiche Weise abgegriffen, wie sie im NTBA eingespeist wird, nämlich an Mittelanzapfungen der Übertrager. Über Dioden wird nun die Elektronik des ISDN-Telefons mit Spannung versorgt.

Im Notbetrieb, also beim Ziehen des Netzsteckers oder bei Stromausfall, wird die Polarität der Phantomspannung umgedreht. Das positive Potenzial der Phantomspannung liegt dann auf DA1 und das negative auf DA2.

Im Notbetrieb werden nicht notbetriebsberechtigte Telefone (Gerät A in Abbildung 9.10) aufgrund der geänderten Polarität der Phantomspannung nicht mehr mit Energie versorgt. Das Prinzip der Notbetriebsberechtigung wird bei Gerät B (siehe Abbildung 9.10) gezeigt. Gerät B funktioniert, bei geschlossenen Schaltern für die Notbetriebsberechtigung, unabhängig von der Polarität der Phantomspannung.

9.7 Zuständigkeit bei Störungen

Was den Zuständigkeitsbereich bei eventuell auftretenden Störungen am ISDN-Anschluss betrifft, ist bis einschließlich NTBA die Telekom (bzw. der Netzbetreiber) für die Funktionalität verantwortlich, nach dem NTBA ist der Teilnehmer selbst für die ISDN-Anlage verantwortlich. Dies bedeutet, dass man nach dem NTBA alle möglichen Geräte selbst anschließen darf, solange man die Bestimmungen beachtet. Es heißt aber auch, dass man anstehende Reparaturen (von Geräten nach dem NTBA) selbst bezahlen muss.

Bei Störungen am ISDN-Anschluss kann die Telekom die Leitung bis zum NTBA durchmessen und sofort feststellen, ob bis zu diesem Übergabepunkt alles in Ordnung ist.