Dr.-Ing. Hubert Zitt

"Mein Name ist Zitt,

Hubert Zitt

ich habe die Lizenz zum Löten."

Leseprobe - ISDN und DSL für PC und Telefon, Kapitel 7

ISDN und DSL für PC und Telefon

Buchvorstellung

Einleitung 

Inhaltsverzeichnis 

Leseproben

7 Anschlussarten

7.1 Basisanschluss (BaAs)
7.2 Primärmultiplexanschluss (PMxAs)
7.3 PMxAs zu viel, BaAs zu wenig

Prinzipiell unterscheidet man zunächst zwischen zwei Arten eines ISDN-Anschlusses: Der ISDN-Basisanschluss wurde für den privaten Bereich und für kleine Firmen mit wenig Kommunikationsaufkommen konzipiert. Für Großkunden gibt es den Primärmultiplexanschluss.

Beim Basisanschluss muss man nochmals unterscheiden zwischen einem Anlagenanschluss und einem Mehrgeräteanschluss. Der Primärmultiplexanschluss wird nur als Anlagenanschluss angeboten (siehe Abbildung 7.1).

Für die einzelnen Anschlussarten gibt es nun noch unterschiedliche Tarifmodelle, wie z.B. Standard, Komfort, xxl usw. Im Wesentlichen unterscheiden sich die Tarifmodelle darin, welche Leistungsmerkmale (siehe Kapitel 8) im monatlichen Grundpreis bereits enthalten sind. Auf Tarifmodelle möchte ich hier aber nicht näher eingehen. Aktuelle Informationen hierzu finden Sie unter www.t-com.de bzw. auf den Internetseiten Ihres Netzbetreibers.

7.1 Basisanschluss (BaAs)

7.1.1 Allgemeine Betrachtungen

Der Basisanschluss wurde, wie bereits erwähnt, für „ISDN-Kleinkunden“ konzipiert. Am Basisanschluss stehen zwei Nutzkanäle (B Kanäle) mit einer Übertragungsgeschwindigkeit von je 64 kBit/s und einen Steuerkanal (D Kanal) mit 16 kBit/s für den Kunden zur Verfügung. Die Übertragungen über diese Kanäle können gleichzeitig bidirektional stattfinden, d.h., es ist Vollduplexbetrieb möglich. Ist ja auch klar, sonst würde man bei einem Telefongespräch, während man spricht, den anderen Teilnehmer nicht hören.

Wie in Kapitel 6 bereits beschrieben, wird für den Basisanschluss eine 2-adrige Kupferleitung zwischen Vermittlungsstelle und Teilnehmer verwendet. Diese Doppelader endet beim Teilnehmer an der UK0 Schnittstelle des NTBA. Nach dem NBTA geht es in Vierdrahttechnologie (S0 Schnittstelle) weiter.

Neben den beiden B Kanälen und dem D Kanal wird auf dem S0 Bus noch ein weiterer Kanal zur Synchronisation mit einer Übertragungsgeschwindigkeit von 48 kBit/s benötigt. Dieser Synchronisationskanal ist für den Teilnehmer nicht nutzbar. In Tabelle 7.1 werden die einzelnen Kanäle mit den jeweiligen Übertragungsgeschwindigkeiten nochmals dargestellt.

Bezeichnung

Übertragungsgeschwindigkeit

B-Kanal 1

64 kBit/s

B-Kanal 2

64 kBit/s

D-Kanal

16 kBit/s

Synchronisation

48 kBit/s

Summe

192 kBit/s

Tabelle 7.1: Kanäle auf dem S0-Bus

Die 192 kBit/s (siehe Tabelle 7.1) beziehen sich nur auf die S0 Schnittstelle. Für die Zweidrahtverbindung zwischen Teilnehmer und Vermittlungsstelle wird, alleine schon aufgrund der anderen Technologie, ein anderes Protokoll und eine andere Leitungskodierung verwendet als auf dem S0 Bus. In Deutschland hat man sich für die so genannte 4B3T-Leitungskodierung entschieden. Hierauf möchte ich nicht näher eingehen. Im Hinblick auf spätere Betrachtungen zu DSL sei hier nur erwähnt, dass zur Übertragung aller Informationen der S0 Schnittstelle bei der Leitungskodierung 4B3T auf der UK0 Schnittstelle eine Bandbreite von 120 kHz benötigt wird.

Zurück zu den anwenderorientierten Themen in Bezug auf den Basisanschluss. Für weitere Betrachtungen ist es nötig, zwischen Anlagenanschluss und Mehrgeräteanschluss zu unterscheiden.

7.1.2 Anlagenanschluss

Bei einem Anlagenanschluss kann man nur ein Gerät an der S0 Schnittstelle betreiben, nämlich eine Tk Anlage (ISDN-Telefonanlage). Die kleinsten Tk Anlagen haben drei Nebenstellen; nach oben sind die Grenzen (zumindest fast) offen. An einem Basisanschluss wird man jedoch in der Regel keine Tk Anlagen mit mehr als acht oder vielleicht noch zwölf Nebenstellen betreiben. Es handelt sich hierbei also um relativ kleine Tk Anlagen (siehe Abbildung 7.3).

Für einen Anlagenanschluss kann man sich entscheiden, wenn bereits eine analoge Nebenstellenanlage (z.B. in einer kleinen Firma) installiert ist und man alle „alten“ Geräte und Leitungen weiterhin verwenden möchte. Dabei wird lediglich die alte Telefonanlage durch eine ISDN-Tk Anlage ersetzt, welche dann noch an den neu zu installierenden NTBA angeschlossen wird.

Beim Anlagenanschluss erhält man eine Rufnummer und einen Block von Durchwahlnummern. Zu den einzelnen Teilnehmern, die an der Tk Anlage angeschlossen sind, kann also von „außen“ direkt durchgewählt werden. Durchwahlnummern sind Ihnen sicherlich von Behörden oder Krankenhäusern bekannt. Die eigentliche Rufnummer ist meistens 3- bis 5-stellig und dann folgt nach einem Bindestrich eine weitere 2- bis 5-stellige Nummer, z.B.: 06842/7380-225. Die 225 ist in diesem Fall die Durchwahl. Die Telefonnummer des Teilnehmers ist hier 7380. Die Telefonzentrale einer solchen Anlage erreicht man meistens mit der Durchwahl 0, am Beispiel 06842/7380-0.

Für Anlagenanschlüsse stellt die Deutsche Telekom einen Regelrufnummernblock zur Verfügung, dessen Umfang sich aus der Anzahl der Nutzkanäle (B Kanäle) berechnet, mit denen die Tk Anlage an das öffentliche Netz angeschlossen ist. Bei einem Basisanschluss mit zwei B Kanälen sind es zehn Durchwahlnummern. Die Kosten hierfür sind im monatlichen Grundpreis enthalten. Wenn man mehr Durchwahlnummern benötigt, können weitere Rufnummernblocks beantragt werden, für die man allerdings einen Aufpreis zahlen muss.

Der Anlagenanschluss ist vorwiegend für Firmen interessant, bei einem privaten ISDN-Anschluss wird man sich in der Regel für einen Mehrgeräteanschluss entscheiden.

7.1.3 Mehrgeräteanschluss

Der Mehrgeräteanschluss ist die einzige Anschlussart, die in der Vergangenheit bei ISDN-Förderaktionen der Deutschen Telekom bezuschusst wurde. Man kann alleine schon deshalb davon ausgehen, dass der Mehrgeräteanschluss in der ISDN-Welt am häufigsten vorzufinden ist. Er eignet sich für zu Hause und für kleinere Betriebe am besten.

Bei einem Mehrgeräteanschluss kann man, wie der Name schon sagt, mehrere Geräte anschließen, und zwar an den S0 Bus. Die Schnittstelle zwischen dem S0 Bus und einem Endgerät ist die IAE-Dose. IAEsteht für ISDN-Anschlusseinheit. Eine IAE-Dose hat die gleichen Abmessungen wie die TAE-Dose (siehe Kapitel 5) und enthält eine oder zwei 8-polige Western-Anschlussbuchsen. Die Anschlussleitungen der ISDN-Endgeräte haben auf beiden Seiten einen 8-poligen Western-Stecker. Es gibt hier also keine unterschiedlichen Kodierungen wie bei den analogen Endgeräten.

Die Geräte, die man an den S0 Bus anschließen kann, können Tk-Anlagen sein, ISDN-Telefone, ISDN-Karten für den PC usw. Insgesamt können beim Basis-Mehrgeräteanschluss acht Geräte angeschlossen werden, davon vier ohne eigene Stromversorgung.1 Die Anzahl der IAE-Dosen am S0 Bus des Mehrgeräteanschlusses ist auf zwölf begrenzt (siehe Abbildung 7.4). Weitere technische Details zur ISDN-Installationstechnik werden in Kapitel 10 erläutert.

Wenn man beim ISDN-Antrag nichts anderes angibt, erhält man bei einem Mehrgeräteanschluss drei Telefonnummern. Im Fachjargon wird dieses Leistungsmerkmal mit MSN abgekürzt. MSNsteht für Multiple Subscriber Number. Im Deutschen wird der Begriff Mehrfachrufnummer verwendet. Eventuell sind es drei aufeinander folgende Nummern, also z.B. 7380, 7381 und 7382. Auf Wunsch bekommt man bis zu zehn (also sieben weitere) Rufnummern zugeteilt, ohne dass dadurch irgendwelche Mehrkosten entstehen.

Eine der Mehrfachrufnummern ist Ihre Hauptrufnummer, mit der Sie in der Regel im Telefonbuch eingetragen werden. Wir werden noch sehen, dass die Hauptrufnummer eine Rolle spielt, wenn ISDN-Geräte unvollständig, falsch oder überhaupt nicht programmiert sind.

Bei der Programmierung werden die Mehrfachrufnummern den einzelnen Endgeräten zugewiesen. Die Verteilung der drei Rufnummern des Mehrgeräteanschlusses bei einer kleinen Firma könnte z.B. wie folgt aussehen: Die im Telefonbuch eingetragene Nummer wird als Geschäftsnummer genutzt, die zweite Nummer als Faxnummer und die dritte als private Nummer, die nur Verwandten und Freunden bekannt ist. Die Endgeräte werden dabei so programmiert, dass ein zusätzliches oder ein anderes Telefon läutet oder dass der Ruf anders signalisiert wird, wenn jemand die Privatnummer gewählt hat. Mehr zur Programmierung der ISDN-Geräte finden Sie in den Kapiteln 12 bis 14.

Beim Umstieg auf ISDN ist es möglich, die Rufnummer(n) des bisherigen analogen Telefonanschlusses zu übernehmen. In diesem Fall sind die Mehrfachrufnummern dann wahrscheinlich keine aufeinander folgende Nummern, wie zuvor beschrieben, aber die Vorteile, die alte(n) Nummer(n) zu übernehmen, werden in der Regel überwiegen. Wenn man an Firmen denkt, die ihre Rufnummer(n) auf Geschäftspapieren oder auf dem Firmenfahrzeug abgedruckt haben, wird die Notwendigkeit, die Telefonnummer(n) beizubehalten, deutlich.

Der Mehrgeräteanschluss eignet sich also durchaus für eine kleine Firma, die mit zehn unterschiedlichen Rufnummern (eine für Frau Schmitt, eine für Herrn Mayer, eine für das Faxgerät usw.) auskommt. Aber auch bei zehn Rufnummern können bei einem Mehrgeräteanschluss nur zwei externe Gespräche gleichzeitig geführt werden, weil ja nur zwei B Kanäle zur Verfügung stehen. Die Anschlussmöglichkeiten für mittlere bis große Betriebe mit hohem Telekommunikationsbedarf werden in den Abschnitten 7.2 und 7.3 noch vorgestellt.

Um ein Missverständnis an dieser Stelle auszuschließen: Man kann bei einem Mehrgeräteanschluss auch als einziges Gerät eine Tk Anlage direkt an den NTBA anschließen. Die Installation von IAE-Dosen ist dann hinfällig. Der Unterschied zum Anlagenanschluss liegt darin, dass man beim Mehrgeräteanschluss keine Durchwahlnummern erhält, sondern mehrere „normale“ Telefonnummern.

7.2 Primärmultiplexanschluss (PMxAs)

Diese Anschlussart wurde für Unternehmen oder Institute mit hohem Kommunikationsaufkommen konzipiert. Hier stehen 30 Nutzkanäle (B Kanäle) zur Verfügung. Früher benötigte man dafür 30 Leitungen (Doppeladern) zum Amt. Der Primärmultiplexanschluss kommt bei besseren Leistungen mit zwei Kupferdoppeladern aus. Für den D Kanal und für den Synchronisationskanal werden beim PMxAs jeweils 64 kBit/s benötigt.

Bezeichnung

Übertragungsgeschwindigkeit

B-Kanäle 1 bis 30

je 64 kBit/s

D-Kanal

64 kBit/s

Synchronisation

64 kBit/s

Summe

2048 kBit/s = 2 MBit/s

Tabelle 7.2: Kanäle auf dem S2M-Bus

Der Primärmultiplexanschluss wird (zurzeit) nur als Anlagenanschluss angeboten. Der Übergabepunkt heißt hier NTPM (siehe Kapitel 6). Die Analogie zur S0 Schnittstelle heißt S2M Schnittstelle; es ist ebenfalls eine Vierdraht-Schnittstelle. Entsprechend heißt der Bus beim Primärmultiplexanschluss S2M Bus.

Für nähere Informationen zum Primärmultiplexanschluss verweise ich auf die Großkundenberater der Netzbetreiber.

7.3 PMxAs zu viel, BaAs zu wenig

Ihnen sind die zwei B Kanäle eines Basisanschlusses zu wenig und die 30 B Kanäle des Primärmultiplexanschlusses zu viel und auch zu teuer? Sie interessieren sich also für eine Lösung dazwischen?

Zwischen Basisanschluss und Primärmultiplexanschluss bietet die Telekom keine weitere Anschlussart an. Sie können jedoch mehrere Basisanschlüsse beantragen. Für jeden Basisanschluss muss dann ein eigener NTBA installiert werden.

Es gibt Tk-Anlagen, die für mehr als einen Basisanschluss ausgelegt sind (siehe Abbildung 7.6). Bei zwei Basisanschlüssen sind dann also vier externe Gespräche gleichzeitig möglich, bei drei Basisanschlüssen sind es sechs usw. Ab ca. zehn Basisanschlüssen und somit 20 B Kanälen wird dies unrentabel, dann ist ein Primärmultiplexanschluss mit 30 B Kanälen günstiger.

1 In der Literatur zu ISDN steht an dieser Stelle oft, dass man maximal vier ISDN-Telefone an den S0‑Bus anschließen kann. Dies trifft aber nur dann zu, wenn die ISDN-Telefone keine eigenen Energieversorgungen (Steckernetzteile) haben.