31.08.2016: Lean-Fab Workshops für Schulen

Workshops machen Technische Betriebswirtschaft spielerisch erlebbar
Mirjam Kyas, Christoph Sohns, Christian M. Thurnes

Im Rahmen des Schülerbetriebspraktikums des Helmholtz Gymnasiums Zweibrücken bot das Kompetenzzentrum OPINNOMETH der Hochschule Kaiserslautern unter der Leitung von Prof. Thurnes kürzlich ein speziell für Schülerinnen und Schüler entwickeltes Workshop-Programm an. Hier wurden mit spielerischen Elementen verschiedene praxisrelevante Wissensfelder der Technischen Betriebswirtschaft (TBW) erlebbar gemacht. Die Workshops gingen über zwei Tage und beschäftigten sich mit den Themengebieten Produktionsmanagement und Innovation.
Beispielsweise im Workshop „Produktion (be)greifen“ standen Fragen im Vordergrund wie: Wie organisiert man Produktion, Einkauf oder den technischen Vertrieb in einem Industrieunternehmen? Und wie arrangiert man die Zusammenarbeit dieser Bereiche? Wie steuert man eine Produktion? Wie verhält man sich als Führungskraft? Wie gelingt erfolgreiche Teamarbeit?

Es ging um die Umsetzung einer „Lean Production“, also darum eine Produktion mit ausgewählten Methoden effizient zu gestalten. Mit Hilfe von Spielrobotern, Bausteinen, Papier und Pappe lernten die Schülerinnen und Schüler spielerisch, wozu in der Realität Methoden wie „Standard-Work“, „5S“ oder „One-Piece-Flow“ eingesetzt werden. Zentrales Element des Workshops ist dabei die Simulation einer Automobilmontagelinie, in der die Schülerinnen und Schüler über mehrere Runden hinweg den Unterschied zwischen einer klassischen Push- und einer modernen Pull-Produktion kennenlernten.

In dieser Simulation wurde die Endmontage von Spielzeug-Rennwagen nachgebildet. Ziel war es, ein gegebenes Produktionsszenario so umzugestalten, dass die Produktionsabläufe reibungsloser durchgeführt und Ressourcen effizienter genutzt werden konnten - natürlich unter der Voraussetzung, dass die Qualität der Produkte gleich bleibt oder erhöht wird, die Kosten im Rahmen bleiben und die Mitarbeitermotivation sich verbessert.
In der Ausgangssituation wurden hierzu 7 Arbeitsstationen mit unterschiedlichen Arbeitseinhalten aufgebaut. Jeder Teilnehmer erhielt einen detaillierten, bebilderten Arbeitsplan und das zu seinem Arbeitsplatz zugehörige Material – dies betrifft die „Monteure“ und die „Logistiker“. Um während der Simulation Optimierungsmöglichkeiten aufzuzeigen und umzusetzen, wurden Kennzahlen wie z.B. Durchlaufzeit, Bestandsmengen, Mitarbeiteranzahl und Nacharbeitsrate festgehalten. Auch diese Messung und Dokumentation von Daten wurde von Schülerinnen und Schülern durchgeführt. Bei Simulationsbeginn war die erste Runde durch einen sehr unkoordinierten Material- und Informationsfluss gekennzeichnet: lange Transportwege, hohe Bestände an einzelnen Arbeitsstationen und damit verbunden Wartezeiten an anderen Stellen.
Die ausführliche Diskussion der Ergebnisse mit den Schülerinnen und Schülern führte dann zu einer Optimierung in der zweiten Runde. Die Montagestationen wurden nun entsprechend dem Produktionsfluss angeordnet, wodurch der Materialtransport sich vereinfachte und weitere Kapazitäten geschaffen wurden. Das Produktionsprinzip wurde von „Push“ auf „Pull“ (verbrauchsorientierte Produktion) umgestellt. Jedoch traten auch in dieser Runde, bedingt durch sehr unterschiedliche Bearbeitungszeiten je Arbeitsstation, erhöhte Wartezeiten auf. Hier wurde das Optimierungspotential für die dritte Runde sichtbar.
Die Bearbeitungszeiten je Montagestation wurden nun genauer analysiert. In der anschließenden „Nivellierung“ wurden die Montagestationen gleichmäßiger ausgelastet. Des Weiteren wurde die Losgröße auf 1 Stück reduziert, was einem „one-piece-flow“ entspricht. Nach Durchlaufen der dritten Runde war festzustellen, dass die Produktion gleichmäßiger ablief, Wartezeiten und Materialbestände innerhalb des Produktionsprozesses reduziert werden konnten und die Kennzahlen der Rennwagen-Fabrik sich deutlich verbessert hatten.
Die Schülerinnen und Schüler konnten spielerisch einige Grundzüge des modernen Produktionsmanagements kennen lernen. Die Simulation bzw. das Spiel sind Lernformen, welche eine sehr intensive Kompetenzentwicklung fördern – es wird nicht nur gelesen und zugehört, sondern es wird eigenverantwortlich gehandelt und die Konsequenzen des eigenen Handelns sind schnell und leicht erkennbar. Dies gilt nicht nur für trockene wirtschaftliche Zahlen der Rennwagenproduktion – es wird auch sehr schnell deutlich, welche Auswirkungen sich für die „Mitarbeiterinnen“ und „Mitarbeiter“ ergeben, welche Interessenkonflikte entstehen können und wie diese zu lösen sind. Aus diesen und weiteren Gründen sind Simulationen und (Plan-)Spiele auch fester Bestandteil im Studienplan der Technischen Betriebswirtschaft (TBW) am Campus Zweibrücken. Prof. Thurnes ist Mitautor einer gerade erschienenen Sammlung entsprechender Simulationen und schätzt deren Einsatz in Aus- und Weiterbildung – sowohl an der Hochschule, als auch vorbereitend und explorativ für Schülerinnen und Schüler. Insbesondere schwer beschreibbare Felder, wie zum Beispiel die interdisziplinäre Technische Betriebswirtschaft werden so transparent für Schülerinnen und Schüler, so dass diese sich ein besseres Bild davon machen können, ob ein entsprechendes Studium sich mit ihren Vorstellungen deckt.
Interessierte Schulen sind herzlich eingeladen, sich beim Kompetenzzentrum OPINNOMETH über Möglichkeiten und Rahmenbedingungen der kostenlosen Workshops zu erkundigen. „In unserer heutigen Zeit ist Information schnell besorgt. Aber noch wichtiger für die Wahl des passenden Studiengangs ist ein frühzeitiges – wenn auch spielerisches – Erleben dessen, was später den Berufsalltag bestimmen wird. Daher unterstützen wir weiterhin Schülerinnen und Schüler bzw. deren Schulen mit Workshops, um das spannende Feld der TBW für sich zu entdecken – oder auch zu verwerfen.“ sagt Professor Thurnes.
Eine Einschreibung in den Studiengang der Technischen Betriebswirtschaft am Campus Zweibrücken ist aktuell noch bis zum 30.9. möglich.

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