Veranstaltung zum Weltfrauentag

Weltfrauentag 2022@Hochschule Kaiserslautern: „Verantwortung“

Verantwortung: Unter diesen Wert der Hochschule Kaiserslautern hatte die Stabsstelle Gleichstellung eine Veranstaltung zum Weltfrauentag am 8. März gestellt. Zum ersten Mal fand eine derartige Veranstaltung statt. Etwa 70 Teilnehmer*innen besuchten das Online-Event. Prominente und interessante Gäste spannten einen weiten Bogen zum Thema Gleichstellung.

Zur Einstimmung in das Event lief bis zu Beginn der Veranstaltung ein historischer Rückblick zu Fakten der Gleichstellung im Hintergrund als Präsentation, die Sie hier auch nochmals einsehen können.

Danach gaben Studentinnen und Mitarbeiterinnen der Hochschule einen ganz persönlichen Einblick in Ihre Vorbilder und Rollenmodelle.

Den beeindrucktesten und ergreifendsten Part lieferten zwei Studentinnen aus Afghanistan. Die beiden schilderten die komplett veränderte Situation der  Frauen nach der Machtübernahme der Taliban. Bisher berufstätige Frauen ist es untersagt, an ihre Arbeitsplätze zurückzukehren. Frauen dürfen sich in der Öffentlichkeit nur mit männlicher Begleitung bewegen und Studentinnen können nur private Universitäten besuchen. Dort dürfen sie keinen Kontakt zu Männern haben, selbst das Lehrpersonal muss komplett weiblich sein. Die Ruhe, mit der die jungen Frauen (eine lebt und studiert in Indien, die andere studiert in Kabul) ihre Situation schilderten, stand im starken Gegensatz zu ihrer spürbaren Verzweiflung und Zukunftsangst. Und beide sagten übereinstimmend, dass sie sich nur einfach Menschenrechte für sich und die Frauen in Afghanistan wünschen. Beide Studentinnen haben mit Ihren starken Persönlichkeiten und Ihren Geschichten dazu beigetragen, dass die Situation der Frauen in Afghanistan für alle Teilnehmer*innen unmittelbar in den Focus gerückt ist und ganz anders nachempfunden wurde als dies bei einer Lektüre zum Thema möglich ist.

In der darauffolgenden kurzen und sehr nachdenklichen Pause stellte Herr Knopper das neue Tool Campus Adventure vor, mit dem es möglich ist alle Standorte der Hochschule virtuell zu besuchen und für den Weltfrauentag ein Raum im Audimax eingerichtet wurde, der weiterhin offen ist. Ebenso wurde ein Miro Board vorgestellt, auf dem sich einige Teilnehmer*innen mit ihren persönlichen Vorbildern bzw. Menschen, die Sie inspirieren, vorstellen.

In einer weiteren Podiumsdiskussion sprachen Monika Rühl, Vorsitzende des Hochschulrats, und Ex-Führungskraft im Lufthansa-Konzern, Audrey Leina Faikhouv Gaiten, Studentin in Pirmasens, und Kathrin Kilian, seit 2021 Kanzlerin der Hochschule, miteinander.
Faikhouv Gaiten beschrieb ihre alltäglichen Nöte als alleinerziehende Mutter, die Verantwortung für ein Kind und ihr Studium unter einen Hut bringen und beiden gerecht werden muss. Und sie hätte sich hier auch mehr Unterstützung seitens der Hochschule gewünscht.  Während Rühl aus ihrer Zeit bei der Lufthansa eine Erfolgsgeschichte der Gleichstellungsbemühungen erzählen konnte, sieht Kilian noch Verbesserungspotenzial und Handlungsbedarf. Verantwortung für Geschlechtergerechtigkeit zu übernehmen, heißt vor allem auch weiter an den Rahmenbedingungen in den Organisationen und in der Gesellschaft zu arbeiten.

Den Abschluss bildete das Projekt „Aim“, das von Julia Alles vorgestellt wurde und dass speziell auf geflüchtete Akademikerinnen im MINT Bereich zugeschnitten ist. Das Projekt hat zum Ziel durch Beratung, Qualifizierung und Vernetzung dabei zu helfen die Frauen bildungsadäquat in den deutschen Arbeitsmarkt zu integrieren. Frau Rauch und Frau Voitova gaben als Mentorin/Mentee Gespan der ersten Runde von "Aim" Einblicke in ihre persönlichen Erfahrungen mit dem Projekt und ihrer Zusammenarbeit.

Die Veranstaltung zeigte – nicht zuletzt durch den historischen Rückblick – dass Gleichstellung schon lange Fortschritte macht. Mal sind es weite Sprünge (wie zum Beispiel beim Wahlrecht), mal sind es schlurfende Schrittchen (wie die zögerliche Entwicklung des Frauenanteils in den Geschäftsführungen deutscher Unternehmen). Aber die bewegenden Schilderungen der afghanischen Studentinnen haben gezeigt, dass selbst Erreichtes nicht sicher ist uns mit ungewissen Aussichten wieder von Beginn an erkämpft werden muss. Umso überraschender, dass in Deutschland doch immer noch die alltäglichen Rahmenbedingungen (Gender Gaps beispielsweise beim Einkommen, aber auch die traditionellen Rollenbilder (immer noch männliche Dominanz in Führungspositionen, konservative Unternehmenskulturen, Kinderbetreuungsinfrastruktur, Familienorganisation sowie das Selbstverständnis von Frauen und ihr Umgang mit alltäglicher Diskriminierung) wahre Gleichstellung behindern.

Die gesamte Veranstaltung war von viel Offenheit und reger Beteiligung sämtlicher Teilnehmer*innen geprägt. Und wie Prof. Dr. Christine Arend-Fuchs, stellvertretende Gleichstellungsbeauftragte der Hochschule und Initiatorin der Veranstaltung versprach, wird es wohl im nächsten Jahr eine weitere Folge geben.