Umworben von drei Arbeitgebern

Eigentlich hatte Usama Al Mousa alles, um in Deutschland eine Arbeitsstelle zu finden: einen Hochschulabschluss als Elektroingenieur, Pro­grammier-Erfahrung, gute Deutsch- und sehr gute Englischkenntnisse.

Aber als der 31-jährige Syrer auch nach zwei Jahren in Deutschland und über 50 Bewerbungen immer noch keinen Arbeitgeber gefun­den hatte, begann die Hoffnung zu schwinden. Das änderte sich, als er seinen Platz bei der ,,ingeni­eurwissenschaftlichen abschlussorientierten Qualifi­zierung" (IAQ) an der Hochschule Kaiserslautern be­kam. ,,Ich habe vom ersten Tag an gewusst, dass dieses Programm zu einer Arbeit führen wird", beschreibt Al Mousa sein Vertrauen in das Konzept. Und wirklich - am Ende der sechs Monate am Campus Zweibrücken konnte er unter drei Firmen wählen, die ihm Arbeits­verträge angeboten hatten.

Was war passiert? ,,An der Hochschule habe ich wie­der Zuversicht in meine Fähigkeiten gewonnen", sagt Al Mousa. Dort hat er eine intensive Wei­terbildung in Informatik und Netzwerk­technik absolviert und dabei wie neben- bei auch deutsche Fachsprache gelernt. „Ich habe Wissen verschlungen, wie das Krümelmonster in der Sesamstraße Kek­se", beschreibt der Syrer seine hohe Moti­vation. Insbesondere in Programmier­techniken hatte er sich vertieft, denn sein Wunsch war es, in Deutschland als Soft­ware-Entwickler zu arbeiten. Traumberuf Software-Entwickler ,,Herr Al Mousa hat ein unglaubliches Pen­sum absolviert", erinnert sich Dr. Oksana Pleier an ihren begabten Studenten, ,,er hat sehr gute analytische Fähigkeiten und findet kreative Lösungen für komplexe Probleme". Die Physikerin begleitet die fachliche Weiterbildung der IAQ-Teilnehmenden an der Hochschule. Im Abschluss-Zertifikat werden die fachlichen, aber auch sozialen Kompetenzen der Ab­solventinnen und Absolventen aufgeführt.

Das Doku­ment der Hochschule schafft Vertrauen bei den Unter­nehmen. ,,Früher habe ich vielleicht auch wegen meines ausländischen Abschlusses Absagen erhalten", vermutet Al Mousa. Oft habe er deutlich gespürt, dass Firmen ein Risiko darin sehen, einen Zugewanderten einzustellen, weil sie die Qualität seiner Ausbildung nicht einschätzen können. Heute arbeitet er in seinem Traumberuf als Soft­ware-Entwickler bei Zahnen Technik in der Eifel, ei­nem innovativen Mittelständler, der sich auf Wasser­und Abwasserbehandlungsanlagen spezialisiert hat. ,,Wir sind sehr froh, dass wir Herrn Al Mousa als hoch­qualifizierte Fachkraft gewonnen haben", sagt Geschäftsführer Herbert Zahnen. Er ist davon überzeugt, dass die Integration von Zugewanderten nicht nur für die einzelnen Firmen ein Gewinn, sondern auch volks­wirtschaftlich das Gebot der Stunde sei. ,,In Zeiten des demografischen Wandels und zunehmenden Fachkräf­temangels müssen wir das Potential der Zugewander­ten nutzen", sagt er.

Neben Usama Al Mousa ist ein zweiter IAQ-Absolvent bei Zahnen Technik beschäftigt, ein Telekommunikati­onsingenieur aus Venezuela. Kennengelernt haben sie ihren Arbeitgeber schon während der Qualifizierung in Zweibrücken. ,,Wir vernetzen IAQ-Teilnehmende und Firmen frühzeitig miteinander. Das gehört ebenso zu unserem Konzept, wie die fachliche Weiterbildung, das Bewerbungstraining, Vermittlung von Arbeitskultur in Deutschland und Softskills wie Teamarbeit oder Präsentationstechniken", erklärt Projektleiterin Silke Weber.

Der Erfolg spricht für sich: ca. 80 Prozent der Teil­nehmenden konnten unmittelbar nach der Qualifizie­rung qualifikationsadäquat in den Arbeitsmarkt einsteigen.