Prof. Dr. rer. nat. Antoni Picard

„Mengenwachstum als allgemeines Ziel oder Wirtschaftskonzept führt höchstwahrscheinlich in die Katastrophe.“

In loser Folge stellen sich Mitarbeitende der Hochschule aus allen Bereichen vor. Dazu beantworten sie eine Reihe von Fragen. Um die Jahrhundertwende war dies bei Partys ein beliebtes Gesellschaftsspiel. Berühmt geworden ist der Fragebogen durch den französischen Schriftsteller Marcel Proust (1871-1922), der ihn mehrfach ausgefüllt – und veröffentlicht – hat.

  1. Wenn Sie eine berühmte Persönlichkeit – egal ob lebendig oder tot – treffen dürften: Wer wäre es und warum? 
    Crest da Zoltral – er war der Held meiner Kindheit.
  2. Wie sieht die erste Stunde Ihres Tages aus?
    1.) Kaffee trinken, 2. Kaffee trinken und 3.) Emails & Nachrichten lesen.
  3. Wenn Sie eine Sache auf der Welt verändern dürften: Was wäre das?
    Wir brauchen einen Paradigmenwechsel. Mengenwachstum als allgemeines Ziel oder Wirtschaftskonzept führt höchstwahrscheinlich in die Katastrophe. Das betrifft z.B. Bevölkerung, Energie-,  Rohstoff- oder Flächenverbrauch, Umweltverschmutzung und auch das Anhäufen persönlicher Reichtümer , …  .  Das Gleichgewicht zwischen Ressourcenverbrauch und nachhaltiger Verfügbarkeit wäre anzustreben. Die Kluft zwischen unermesslichen Reichtum und bitterer Armut ist ein Übel und hilft noch nicht einmal nicht den Superreichen. Kurzum: Qualität vor Quantität!.
  4. Was ist das Beste an Ihrem Beruf?
    Ich definiere meine Arbeit im Wesentlichen selbst! Ich darf im Rahmen der Möglichkeiten kreativ sein und weitestgehend tun, was ich für richtig und wichtig erachte. Und sogar den vorgegebenen „Rahmen“ darf ich etwas mitgestalten!
  5. Was wird Ihr nächstes Projekt?
    Drittelmittelprojekte? Ich habe aktuell mehrere Drittmittelaktivitäten in Bearbeitung, deren Themen in der einen oder anderen Form kontinuierlich weitergeführt bzw. weiterentwickelt werden müssen. Die Herausforderung besteht für mich in der weiten Spreizung der Themen: Zum einen sind da die Aktivitäten rund um das In-Institut EQUAL mit dem Themenfeld Aus- und Weiterbildung sowie Unterstützung von Zugewanderten im Sinne einer „Third Mission“. Zum anderen sind da natürlich die technisch-wissenschaftlichen Themen im Bereich der Mikrosystem- und Nanotechnologie, Aufbau- und Verbindungstechnik und Sensorik. Zum Glück werde ich von einem sehr erfahrenen und engagierten Team unterstützt.
  6. Welches ist Ihre Lieblingsmusik?
    Mein Musikgeschmack ist leider nicht sehr ausgebildet; sehr gut finde ich z.B. das Köln Concert von Keith Jarrett.
  7. Was darf in Ihrem Kühlschrank niemals fehlen?
    Ich will keinen falschen Eindruck erwecken: Ein kühles Jever ist toll  – ab und zu oder sogar immer öfter auch ein Alkoholfreies
  8. Über welches Thema könnten Sie eine 30-minütige Präsentation halten, ohne jede Vorbereitung? Und warum?
    Nach fast 25 Jahren als Professor sind 30 Minuten lang zu reden keine Herausforderung. Noch schlimmer: Das Thema ist fast egal. Letztendlich müssen vor allem auch die Zuhörer*innen bereit sein (oder vorbereitet werden), sich den Sermon auch anhören zu wollen. Da liegt die Herausforderung.
  9. Was ist wichtiger: Theorie oder Praxis? Und warum?
    Beides muss Hand-in-Hand gehen. Theorie bereitet sinnvolles Handeln vor – ohne Praxiswissen und praktisches Handeln wird nichts umgesetzt.
  10. überraschen Sie uns mit einer simplen aber weitgehend unbekannten Weisheit aus Ihrem Fachgebiet!
    Technische und wissenschaftlich erfolgreiche Entwicklungen werden in der Regel  nicht nach rein inhaltlicher Excellenz, sondern oft durch den „Nasenfaktor“ entschieden. Wenn sich ein Team untereinander nicht leiden kann, missgünstig ist oder man nicht gegenseitig darauf vertraut, dass die jeweils anderen auch nach besten Wissen und Gewissen arbeiten, dann wird es nur selten Erfolge geben.
  11. Wie erklären Sie fremden Menschen Ihren Forschungsinhalt in drei Sätzen?
    Schwierig. Zu viele unterschiedliche Inhalte. Für die Mikrosystemtechnik und Mikrosensorik könnte man vielleicht sagen: Solange wir Computer händisch mit Informationen füttern müssen, bleibt alles beschränkt. Erst wenn Computer Augen und Ohren bekommen, so dass sie selbst die Umwelt umfassend erkennen, werden sie uns wirklich unterstützen können. In Zweibrücken, im Fachbereich Informatik und Mikrosystemtechnik, entwickeln wir solche „Augen und Ohren“ für die Informationstechnologie. Die aktuellen Forschungen und Entwicklungen in der Mikrosystemtechnik, der Mikrosensorik und der Informatik werden unser Leben in wenigen Jahren nachhaltig verändern – wahrscheinlich nachhaltiger als sich die meisten heute vorstellen können.
  12. Wie verbringen Sie am liebsten Ihre Freizeit?
    Mit Sport, Familie und Freunden
  13. Wer war die verrückteste Person, der Sie je begegnet sind?
    Meine Frau – wie ein Schmetterling – nicht zu fassen, aber immer noch bei mir.
  14. Welches Getränk bestellen Sie bei einem Bartender?
    Selten einen Cocktail – meist ein herbes Pils.
  15. Bei welchem Film fangen Sie laut an zu lachen, auch wenn Sie ihn alleine gucken?
    Jacky Chan Filme sind oft sehr spaßig
  16. Was war früher Ihr liebstes Schulfach?
    Physik und Deutsch
  17. Hatten Sie schon mal einen komplett anderen Look?
    Ja, ich sah mal deutlich jünger aus.
  18. Was würden Sie heute Ihrem jüngeren Selbst empfehlen?
    Mehr Mut – Carpe Diem – Ergreife die Gelegenheiten!
  19. Was war die schwierigste Aufgabe, die Sie jemals hatten?
    Ständige Aufgabe: Das Balancieren zwischen vollem Engagement und professioneller Gelassenheit – so dass man dabei gesund bleibt.
  20. Was ist eine Sache von der alle Leute begeistert scheinen und Sie können einfach nicht nachvollziehen wieso?
    Achterbahn fahren, dabei wird mir schlecht.
  21. Wovon lassen Sie sich inspirieren?
    Gute Gespräche

Antoni Picard studierte von 1979 bis 1986 Physik an der Johannes-Gutenberg-Universität zu Mainz. Während seiner Dissertation bei Prof. Dr. E. W. Otten beschäftigte er sich mit der Neutrino-Ruhemasse. Anschließend arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter bei der Institut für Mikrotechnik Mainz GmbH, bevor er 1997 eine Professur an der Hochschule  Kaiserslautern am Standort Zweibrücken im Lehrgebiet Aufbau- und Verbindungstechnik in der Mikrosystemtechnik übernahm. Zahlreiche Publikationen und Patente zieren seine berufliche Vita. Er ist felsenfest überzeugt, dass der Erfolg eines Teams nicht nur von der technisch-wissenschaftlichen Expertise abhängt, sondern wesentlich auch von einem fairen zwischenmenschlichen Miteinander.