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Tobias Mayer und die Vermessung der Mondbahn
Vor 300 Jahren, am 17. Februar 1723, wurde einer der bedeutendsten Astronomen, Mathematiker und Geodäten des 18. Jahrhunderts in Marbach am Neckar geboren. Sein Name ist in die Annalen der exakten Wissenschaften eingegangen. In seinem kurzen Leben hat Mayer als Autodidakt schier Unglaubliches geleistet. Er hat nicht nur der Astronomie und Kartographie große Dienste erwiesen, sondern wohl auch vielen Seefahrern das Leben gerettet, indem er das sogenannte Längengradproblem löste.
Mayer fertigte einen Katalog der Zodiakalsterne an, um insbesondere seine Berechnung der Mondörter durch Meridiankreisbeobachtungen zu überprüfen. Dabei gelingt es ihm, in seinen Mondtafeln eine Genauigkeit der Mondpositionen von einer Bogenminute zu erzielen. In seinen Tafeln gibt er die genauen Mondpositionen im Zwölf-Stunden-Takt an. Damit kann der Mond als natürliche Uhr benutzt werden. Misst man nun genau den Abstand des Mondes von den Sternen im Hintergrund, so erhält man den Zeitpunkt der Messung aus der Mondephemeride.
Die Kenntnis der genauen Uhrzeit ermöglicht es den Seefahrern, die geographische Länge am Ort ihres Schiffes zu ermitteln. Mit gleichzeitiger Höhenmessung von Fixsternen ergibt sich so die exakte Position eines Schiffes auf hoher See.
Mayer fertigt auch eine Mondkarte mit einem Durchmesser von 20 cm an, wobei er die Mondformationen mikrometrisch vermisst, was bis dahin nicht üblich war. Die Mayer‘sche Mondkarte wird zum Standardwerk der Selenographie für die nächsten fünfzig Jahre.
Die Berechnung und Vermessung der Mondbahn gehört zu den anspruchsvollsten Aufgaben der Astronomie. Um den Lauf des Mondes zu bestimmen, müssen zahlreiche Effekte wie Große Ungleichheit, Evektion, Variation, Jährliche Gleichung, Parallaktische Gleichung sowie Säkulare Akzeleration kalkuliert werden, um nur die wichtigsten zu nennen.
Für seine Methode zur Lösung des Längengradproblems mit Hilfe genauer Mondephemeriden wurde Mayer ein Teil des Preises, den die britische Regierung ausgelobt hatte, zugesprochen. Allerdings erlebte Mayer die Entscheidung der Jury nicht mehr. Am 20. Februar 1762 starb er im Alter von nur 39 Jahren an einer schweren Infektion. Seiner Witwe sprach man 3000 Pfund Preisgeld zu. Dies reichte, um seinen überlebenden Kindern eine angemessene Ausbildung zu ermöglichen. Tobias Mayer ist in die Annalen der exakten Wissenschaften als Vermesser des Himmels, der Erde und der Meere eingegangen.
Prof. Keller ist Gründungsdirektor des Carl-Zeiss Planetariums Stuttgart und Professor für Astronomie an der Universität Stuttgart. Er ist durch seine monatliche Kolumne in vielen Tageszeitungen zum aktuellen Sternenhimmel und sein Buch „KOSMOS Himmelsjahr“, das er seit 1982 herausgibt, deutschlandweit als Experte bekannt.
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